Leipzig. Niedergelassene Mediziner in Leipzig haben ein Gesundheitsnetz gegründet. Die Ziele sind eine bessere Patientenversorgung, Vermeidung von Doppeluntersuchungen und kürzere Wartezeiten auf Facharzttermine. Start soll im ersten Halbjahr 2010 sein. „Wir wollen mit unserem Netzwerk den Patienten besser lotsen und unnötige Kosten und Wartezeiten vermeiden“, sagte Jürgen Flohr, Vorstandsvorsitzender des Leipziger Gesundheitsnetzes, der „Leipziger Volkszeitung“.

Das Besondere: Das Netzwerk ist fachübergreifend und soll künftig ein besseres Miteinander von Haus- und Fachärzten ermöglichen. Dafür wird ein Datenaustauschsystem aufgebaut, das jedem Netzwerk-Arzt erlaubt, sofort auf die Patientenakte und Medikationspläne zu schauen. „Damit wollen wir überflüssige Doppel- und Mehrfachuntersuchungen für den Patienten vermeiden und ihn wesentlich zügiger und zielgenauer behandeln“, sagt Flohr.

So sei es erklärtes Ziel, bei Überweisungen zum Facharzt oder einem anderen Mitbehandler einen indikationsbezogenen und zeitnahen Termin zu vereinbaren. Lange Wartezeiten bei Überweisungen sollen im Gesundheitsnetz der Vergangenheit angehören. Ein Vorteil für beide Seiten: Der Facharzt kennt durch den Datenaustausch bereits die Vorgeschichte des Patienten und kann zügiger mit der Therapie beginnen. Zudem sollen Reibungsverluste bei Urlaubsvertretungen vermieden werden – der Vertretungsarzt kennt durch den direkten Datenzugriff die Krankengeschichte des Patienten, als wäre dieser schon bei ihm in Behandlung. Wer künftig Netzpatient sein will, muss dafür bei seinem Arzt eine Einverständniserklärung unterschreiben. Der Datenschutz ist durch die Chipkarte weiter gewährleistet.

„Man kann unser Netzwerk durchaus mit den Poliklinik-Strukturen vergleichen, nur dass hier jeder Arzt selbstständig bleibt“, sagt Netzwerk-Vorsitzender Flohr. Derzeit sind 32 Ärzte und Gesundheitsdienstleister wie Physiotherapeuten sowie ein Apotheker Netzmitglieder. „Damit kommen wir bereits auf 80 000 bis 150 000 Patientenkontakte pro Jahr“, sagt Netzwerk-Beirat Klaus Kirsche. Als Obergrenze seien 100 Mediziner im Gesundheitsnetz denkbar. Die Mediziner-Liste soll künftig auf der Internetseite des Netzwerkes (www.gesundheitsnetz-leipzig.de) abrufbar sein.

Im ersten Halbjahr 2010 will das Netzwerk starten. Bis dahin hofft die Initiative von bislang 32 Medizinern noch fehlende Fachkollegen aus der Chirurgie, Urologie, Radiologie und Augenmedizin gewinnen zu können. „Dann werden wir auch unsere Patienten gezielt auf das Gesundheitsnetz ansprechen und die Vorteile erklären“, so Flohr. Er rechne mit großem Interesse. „Schließlich kann der Leipziger Netzpatient, unabhängig ob gesetzlich oder privat versichert, mit einer besseren medizinischen Versorgung rechnen“, so Netzwerkchef Flohr.

© LVZ-Online, 07.12.2009, 09:29 Uhr